wei ältere Frauen mit Strohhüten und Brillen lachen herzlich in einem Supermarkt. Sie stehen eng beieinander vor einem Regal mit Lebensmitteln, strahlen Freude aus und wirken ausgelassen. Die Szene ist hell beleuchtet und vermittelt eine fröhliche Atmosphäre. Mein Wocheneinkauf: Denkanstöße inklusive
Alltagsgedöns

Mein Wocheneinkauf: Denkanstöße inklusive

Seit ich über Tagesfreizeit verfüge, erledige ich am liebsten morgens meine Wocheneinkäufe. Die Geschäfte sind nicht so voll und an der Kasse geht es in der Regel recht zügig. 

Das es noch ein paar Denkanstöße dazu gratis gab, hätte ich nicht erwartet.

Da stand ich nun am Regal mit den gefühlten 1.389 Teesorten und konnte mich mal wieder nicht entscheiden. Plötzlich ein ordentlicher Bodycheck, der mich fast ins Regal katapultierte. Na ja , war nicht ganz so heftig aber schon mit Schmackes.

Als ich mich erstaunt umdrehte, stand eine ältere Dame hinter mir und schaute mich erschrocken an. Respekt, dachte ich, für ihr Alter kann sie aber ordentlich austeilen.

„Oh mein Gott“, sagte sie. „Das tut mir leid. War nicht meine Absicht.“

„Alles gut, entgegnete ich lachend. „Knochenbrüche heilen bei mir recht schnell. Nix was man nicht mit Panzertape wieder richten kann.“

„Ach, wissen Sie, ich bin total durch den Wind. Ich habe gerade meine Nachbarin getroffen und die ignoriert mich seit Neuestem total.“

Und dann erzählte sie mir von ihrer Nachbarin, deren Mann jetzt ein Pflegefall ist und die sich seit der Zeit total verändert hat. Kein Kontakt mehr, keine Gespräche, nix. Ihre Nachbarin schäme sich wohl total, mit ihr zu reden und man könne auch überhaupt nicht mehr mit ihr sprechen. Schlimm sei das, dabei hätten sie sich in der Vergangenheit so gut verstanden.

Warum entschuldigen sich Menschen für ein Gespräch?

Wir haben uns dann noch eine ganze Zeit unterhalten und zum Schluss entschuldigte sie sich doch tatsächlich dafür, dass sie mich mit ihren Problemen belästigt hatte. Nachdem ich ihr dann sagte, dass es überhaupt nix zu entschuldigen gäbe, verabschiedeten wir uns.

Das Gespräch hat mich doch noch eine ganze Zeit beschäftigt und als ich endlich meinen Kram beisammen hatte, ging es weiter zur Kasse.

Zuerst legte ich mein Zeugs und danach den „Warentrennstab“, was für ein beklopptes Wort, so, wie es sich gehört, aufs Band.

Eine andere ältere Dame gesellte sich zu mir in die Schlange. Da sie nur drei Teile hatte, fragte ich sie, ob sie vor wolle.

„Ach nö, alles gut. Ich hab Zeit. Ich bin Rentnerin. Aber wenn Sie schon dabei sind, kann ich ja meine Sachen zu Ihren legen, hab ja nur drei“, sagte sie lachend. 

„Super Idee“, entgegnete ich. „Aber leider hat mir meine Frau wieder nur abgezähltes Geld für den Einkauf mitgegeben. Wenn sie morgen nochmal kommen, weiß ich Bescheid. Dann frage ich, ob ich etwas mehr Geld bekomme.“

„Ach“, sagte sie, „ich hab immer so ein loses Mundwerk. Ich hoffe Sie sind jetzt nicht sauer. Die Menschen sind immer alle so ernst und unfreundlich. Da traut man sich überhaupt nicht, irgendwen anzusprechen.“

„Ach was, alles gut. Ich bin ja auch selten um einen Spruch verlegen. Außerdem ist es doch klasse, wenn man wen zum spontanen Tötern findet.“

Auf dem Heimweg kam mir dann der Gedanke: Warum entschuldigen sich Menschen eigentlich dafür, dass sie mich angesprochen haben? Nur weil sie kurz ihr Herz ausgeschüttet, einen lustigen Spruch gemacht oder einfach ein paar freundliche Worte gewechselt haben? Sind wir wirklich schon so verbiestert, dass man hinterher denkt: Hoffentlich war das jetzt nicht zu viel? Dabei ist es doch schön, wenn sich Fremde einfach mal ein Lächeln schenken, ein paar Worte austauschen und dann weiterziehen. Ich jedenfalls mag das – und könnte davon gern mehr erleben.

One Comment

  • Tommi

    Eigentlich traurig, dass die Dame überhaupt daran denkt, sich für den kleinen Schnack zu entschuldigen. So ein lockeres Miteinander wäre doch eigentlich wünschenswert.

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