Weinfest in Velbert mit Menschenmengen vor Kirchturm bei Sonnenschein.
Alltagsgeschichten

Vier Tage Weinfest – mir reicht einer

Die Stadt meiner Wohnhaft feierte am Wochenende. Ganze vier Tage lang. Und ich war dabei. Allerdings nur an einem Tag. Wir wollen ja nicht übertreiben. Keine Feier-Exzesse bitte. Was für andere ein Highlight ist, ist für mich eine Herausforderung. Mir reicht das.


Nicht, dass da jetzt falsche Schlüsse gezogen werden. Nur mal so zur Klarstellung vorab: Es ist nicht so, dass ich nicht gerne feiere. Wenn’s passt. Also von der Örtlichkeit her. Wie dem auch sei – am Wochenende war hier Weinfest. Dieses Fest gibt es schon seit 30 Jahren. Immer am zweiten Wochenende im August, immer die gleichen Winzer, immer der gleiche Wein. Also nicht 30 Jahre alter Wein – versteht sich doch, oder? Behaupte ich jetzt mal. Ich habe keine verlässlichen Informationen, was den Wein angeht. Ich vermute das nur. Aber wer weiß.


Warum ist das so? Da hilft nur Spekulation. Vielleicht haben die zu Hause kein eigenes Weinfest. Oder der Wein schmeckt den Einheimischen hier besonders gut, was ich mal vermute. Tradition verpflichtet eben. Ich gehe mal schwer davon aus, dass die das mit dem Wein gut können. Sonst würden die ja nicht jedes Jahr kommen.


Zudem hat der hiesige Karnevalsverein ebenfalls einen Stand, an dem er Wein verkauft. Dass wir hier in näherer Umgebung Wein anbauen, ist mir allerdings nicht bekannt. Topologisch geht’s bei uns zwar rauf und runter, aber wir sind für mein Empfinden Lichtjahre von einem Weinanbaugebiet entfernt. Ich denke da eher so an Rhein, Mosel oder Nahe. Da klappt das mit dem Wein. Wir haben beispielsweise nur den Deilbach, den Rinderbach und die Uelenbeek. Dass da so etwas wie Wein wächst, kann ich mir nicht vorstellen. Egal – ich will auch nicht so genau wissen, was die da verkaufen.


Zu den Winzern gesellen sich noch diverse Foodtrucks, und Bands spielen zum Tanz auf. Und Menschen. Jede Menge Menschen. Der Platz ist immer rappelvoll. Mir ist das unangenehm. Viele Menschen auf einem Haufen, dicht gedrängt zusammenstehend – und das ständige Schieben und Anrempeln mag ich nicht. Und die Lautstärke. Kein Mensch unterhält sich hier normal. Alle brüllen sich an, damit sie ihrer Unterhaltung folgen können. Es entsteht ein richtiger Anbrüll-Wettstreit. Jeder will lauter brüllen als seine Nachbarn.


Ich gehe da nur mit, weil meine Frau so gerne hingeht. Außerdem treffen wir dort auch immer viele unserer Freunde. So wie am Freitag. Da steht man dann schön zusammen, Pülleken Wein in der einen Hand, das Glas dazu in der anderen – und schreit sich gegenseitig an. Wir auch. Wir haben auch ordentlich mitgebrüllt.


Übrigens: Das Fläschken Wein geht hier für geschmeidige 23 Euronen über den Tisch. Inklusive Glas natürlich. Immerhin. Und da diese Stadt ständig klamm ist, werden die Standgebühren wohl richtig gesalzen sein. Da wir hier in der Innenstadt wenig Geschäfte haben, in denen man viel Geld für gutes Zeugs ausgeben kann, werden die Einheimischen auch ordentlich was gespart haben. Und das hauen sie jetzt auf den Kopf. Sehr gut für die Winzer, gut für die Einheimischen. Da haben dann alle was davon.

Gut besuchtes Weinfest in Velbert mit Bierbänken, Menschenmengen und Bühne unter freiem Himmel


Die paar Tische, die aufgebaut wurden, reichen natürlich längst nicht für alle. Und dann steht man da. Dicht gedrängt bei 25 Grad, genießt die Geräuschkulisse und die Ausdünstungen seiner Mitmenschen. Während man sich anbrüllt, nimmt der zuvor gut gekühlte Wein in der Hand so langsam Körpertemperatur an. 


Die Weinkenner unter euch wissen: warmer Weißwein schmeckt nicht so gut wie gekühlter. Und exen kannste die Pulle ja auch nicht. So hättest du ja wenigstens noch was vom kühlen Wein. Was macht denn das für einen Eindruck? Also wirklich. Ach ja – wenn du den Wein online bei denen bestellst, kostet der nur 9 Euro. Allerdings ohne Glas und zum Zuhause-Trinken. Im Sitzen. Ohne Schreierei. Sowas spricht mich eher an.


Ich habe mich dann mal nach ’nem Bierstand umgesehen. Meine Frau hat sich nur für ein Glas Wein entschieden. Bier wäre aber auch gegangen. Aber wenn sie schonmal hier ist. Und der Wein schmeckt ja auch … Sie trinkt ja Bier und Wein. Hauptsache Alkohol. Sie ist wie bei allem eigentlich sehr unkompliziert.


So haben wir dann einen netten Freitagabend gehabt. Samstag waren wir alle ein wenig heiser, hatten aber eine schöne Zeit mit Freunden, Musik gehört, Bier und Wein getrunken. Gegen 22 Uhr haben wir uns auf die Räder gesetzt und sind nach Hause geradelt. Klopperei gab es diesmal nicht. Zumindest nicht, als wir da waren. Aber wie heißt das so schön: Alles kann, nichts muss. Ich rechne hier immer mit allem.


Am Sonntagnachmittag sollte es dann noch einmal auf das Weinfest gehen. Diesmal mit den Schwiegereltern, denn die Feuerwehr spielte zum Ausklang des Festes. Aber für die Senioren war es einfach zu heiß, stattdessen ging’s mit Freunden und den Schwiegereltern zur gemeinsamen Abendspeisung in ein Lokal in der Nähe. Auch eine schöne Alternative. Zum Essen gab’s dann Bier statt Wein, denn …

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4 Comments

  • Elke

    Moin Martin,

    ich habe dann mal herzhaft gegrinst. Mir geht es da auch so und wenn zuviel Menschen, zuviel Stimmen, dann höre ich mein Gegenüber nicht und ich muss mich wahnsinnig anstrengen, den dann zu verstehen und wenn es dann noch jemand ist, der leise spricht. Oha geht gar nicht. Da sage ich dann inzwischen auch, entweder Du sprichst lauter oder ich verstehe Dich nicht.

    Das ist nämlich anstrengend und dann noch den anderen zu folgen incl. Brüllen damit man gehört wird. Mein Mann meinte einmal, warum hast Du vorhin so geschaut. Fast grimmig.. Ich so, weil ich nichts verstanden habe und meine Stimme vom Gebrüll langsam weg ging.

    Dann lieber mit Freunden im Garten und gemütlich genießen. Obwohl solche Feste ja auch ganz nett sind, vor allem wenn man Menschen trifft, die man gaaaaanz lange nicht mehr gesehen hatte und gar nicht mehr so im Radius hatte.

    Toll beschrieben.

    Danke Dir.
    Herzliche Grüße Elke

  • Britta Langhoff

    Sehr schön plastisch beschrieben. Ich konnte das Geschreie förmlich hören. Mir reicht bei sowas auch immer ein Abend. Ich bin da auch nicht für gemacht.
    Aber grundsätzlich finde ich es eigentlich ganz schön, wenn solche Feste organisiert werden und viele Menschen dahin kommen. Kann den dahinsiechenden Innenstädten zumindest nicht schaden.
    LG Britta

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