Die beste Frau von allen hat ein Kind. Das Kind gab es seinerzeit mit Beginn der Beziehung dazu. Und es ist ein Junge. Ich selber habe ja keine Kinder. Irgendwie schade aber rückblickend eigentlich auch ganz gut so. Egal … anderes Thema.
Der Sohn war schon immer sehr sportlich. Im Laufe seiner Judokarriere hat er rund 20 Jahre lang immer irgendwelche anderen Menschen – die das natürlich auch total klasse fanden – durch die Luft geworfen, in den Schwitzkasten genommen und solche Sachen eben. Er selber flog natürlich auch regelmäßig. Zur Überprüfung der eigenen Kraft wurden sogar schon Pfannen mit bloßen Händen verbogen.
Ich mag ihn sehr, und ich vermute, er findet mich zumindest nicht total blöd. Ich schließe das jetzt daraus, dass ich noch nicht von ihm durch die Luft geworfen wurde, alle unsere Pfannen noch vorhanden sind und weil wir uns ja auch noch nie gezankt haben.
Von der Matte aufs Rad
Während Corona war dann Schluss mit Judo und so entdeckte der Sohn seine Leidenschaft fürs Radfahren. Also nicht so wie wir, gemütlich mit dem E-Bike durch die Gegend zockeln. Nein, so richtig: mit einem Rennrad. Und wie das bei dem Sohn so ist, wenn er was macht, dann aber auch richtig. Schnell wurden die gefahrenen Kilometer mehr. 100, 200 und sogar 300 Kilometer am Stück und am Tag waren normal.
Der bisherige Höhepunkt: Mit dem Fahrrad nach Paris.
Was erstmal nach einer verrückten Idee klingt, hat einen ernsten Hintergrund und einen guten Zweck. Unter dem Namen Team Rynkeby schließen sich europaweit radbegeisterte Menschen zusammen, um in einer großen Sternfahrt nach Paris zu radeln. Das Ganze dient der Unterstützung krebskranker Kinder. Dafür werden ordentlich Spenden gesammelt. Über 8 Millionen Euro sind dieses Jahr zusammengekommen!
Rad, Ausrüstung, Unterkunft und Verpflegung zahlen die Teilnehmenden übrigens selbst. Das Serviceteam besteht aus Ehrenamtlichen, die alles dafür tun, dass unterwegs keiner vom Rad fällt, alle verpflegt werden und genug Fahrradflicken vorhanden sind.
Ein großartiges Projekt.
Wer mehr wissen will, klickt einfach mal hier.
Echtes Scheißwetter für den Start
Am vorletzten Sonntag ging es dann am GOP in Essen los. Nach ein paar warmen Worten vom Bürgermeister der Stadt Essen und einigen anderen „wichtigen“ Menschen startete die Truppe bei echtem Scheißwetter.

Am Donnerstag haben sich dann die beste Frau von allen, die beste Freundin von allen vom Sohn der besten Frau von allen, und ich auf den Weg nach Paris gemacht, um ihn am Samstag im Velodrom von Paris zu empfangen.
Autofahren in Paris – Nervenkitzel deluxe
Unser Hotel lag in einem Randbezirk. Eigentlich wollten wir mit dem Zug fahren, aber aus organisatorischen Gründen sind wir mit dem Auto angereist.
Wenn du auf krassen Nervenkitzel stehst: Schnapp dir dein Auto, fahre nach Paris – und schau, dass du zum Berufsverkehr dort ankommst. Und dann fahre quer durch die Stadt. Ein Mordsgaudi.
Der Pariser an sich fährt wie die gesenkte Sau, das ist ja hinlänglich bekannt. Verkehrsregeln sind obsolet. Mopedfahrer toppen Autofahrer um Längen und immer mit dem Drang, sich plattzufahren.
Rettungswagen mit Blaulicht werden komplett ignoriert, sodass die noch einen Zacken wilder durch den Berufsverkehr hämmern. Auf den Autobahnen dann – zack – alle entspannt. Mit 130 gleitet jeder dahin. Versteh das einer.
Für uns war das erstmal Abenteuer genug, und wir haben uns von da an nur noch mit den Öffis durch Paris bewegt. Metro und Regio-Bahn sind übrigens nix für Menschen, die nicht gut zu Fuß sind. Es gibt nur eine einzige Linie in Paris, die barrierefrei ist.


Mir hat die Fahrerei mit der Metro sehr gut gefallen. Viele interessante Menschen sind dort unterwegs. Musiker, die in den Gängen für Unterhaltung sorgten oder während der Fahrt einfach zustiegen. Oder andere, die irgendwelche Reden hielten, die ich natürlich nicht verstand. Ein ziemliches Gewusel überall. Die Atmosphäre in der Metro ist schon irgendwie cool.
Partystimmung im Velodrom
Am Samstag haben wir den Sohn dann im Velodrom in Empfang genommen. Fast 70 Teams aus ganz Europa mit über 2000 Radlern kamen – nach mehr als 1000 gefahrenen Kilometern – zeitgleich im Stadion an. Freunde und Familien bereiteten ihnen einen lauten Empfang. Ein tolles Erlebnis.




Der übliche Touri-Bumms
Die restlichen Tage haben wir mit dem üblichen Touristenbumms verbracht. Montmartre, Versailles, Notre-Dame, Eiffelturm und eine Fahrt auf der Seine. Was man eben so macht, wenn man schon mal da ist.

Paris ist schon recht fein – mit seinen imposanten Gebäuden und interessanter Architektur in den Straßenzügen. Dennoch ist abseits der Sehenswürdigkeiten vieles ziemlich abgerockt und vermüllt. Und es stinkt nach Pisse. Wirklich überall. Zumindest da, wo wir langliefen. Und wir waren sehr viel zu Fuß unterwegs.
Trotzdem: Wir werden nochmal wiederkommen. Natürlich mit dem Zug.
Und die meisten Touri-Hotspots werden wir uns wohl schenken. Wir haben herausgefunden, dass es da echt coole Alternativen gibt. Mal schauen. Die Tage in Paris haben uns sehr gut gefallen. Trotz der extremen Hitze und der Anstrengung haben wir die gemeinsame Zeit genossen.
Und dass Paris extra für uns zum Abschied ein Feuerwerk zündete, berührte uns alle dann doch sehr. War aber wirklich nicht nötig. Trotzdem vielen Dank …
