So richtig erfrischend waren die Wetteraussichten ja nirgendwo. Und je mehr man nach ´nem passenden Ort sucht, desto schwieriger wird es manchmal, sich zu entscheiden. Unsere Wahl fiel schlussendlich wieder mal aufs Jammertal. Jammertal geht irgendwie immer.
Schwitzen, Schwimmen, Schlemmen
Jammertal – das ist so ein Wellness-Dings, landschaftlich wunderbar in der Haard gelegen, mit schöner Saunalandschaft und angeschlossenem Campingplatz. Die Kriterien Wasser, Ruhe und Entspannung waren also wieder erfüllt.
Das Ganze bucht man inkl. Frühstücksbuffet. Nachteil: kostet ein bisken mehr als der normale Campingurlaub aber was soll‘s. Ist schließlich Urlaub.
Abendbuffet kostet nochmal extra. Also mal so richtig extra. Aber dafür bekommst du echt leckeres Zeugs. Viel Auswahl, hervorragende Qualität. Das hatten wir uns tatsächlich auch irgendwann mal gegönnt mit dem Ergebnis, dass wir uns erst morgens den Wanst so richtig vollgehauen hatten und abends auch nochmal. Also so richtig. Aber was will man machen, wenn es so lecker schmeckt.
Meine Frau ist da ja vernünftiger. Wie bei so vielem. Ich kenne da oftmals kein Pardon oder keine Verwandten. Je nachdem. Bei gutem Essen verstehe ich absolut keinen Spaß. Oder bei leckerem Bier. Oder Süßigkeiten. Und wenn ich Hunger habe, dann gnade dir Gott, wenn ich nicht ruckzuck was auf die Gabel bekomme.
Zum Glück bleiben solche Exzesse figurtechnisch relativ folgenlos. Früher habe ich das mit viel Sport gut kompensieren können. Heute mit viel körperlicher Arbeit.
Ruhezone mit Tücken
Die Anlage ist wirklich toll. Mehrere unterschiedliche Saunen und Dampfbäder, zwei Außenschwimmbecken, Naturbadesee mit Strand und sehr schöne Ruhezonen.
Die Aufgüsse sind nix für Weicheier und in der Dampfsauna kann man regelmäßig ein Peeling machen. Das ist aber nur dann schön, wenn man auch zuhört was der Saunameister zur Anwendung so zu sagen hat und das mit Minzöl angereicherte Salz nicht dahin reibt, wo es nichts zu suchen hat.
Jeder Gast bekommt bei seinem Besuch eine Tasche mit Bademantel und zwei Handtüchern. Man braucht also nichts mitnehmen. Diesmal gab es für alle neonfroschgrüne Bademäntel, gelbe und graue Handtücher. Alle sahen gleich aus. Keiner war was Besonderes. Allerdings kann es schon mal zu leichten Irritationen kommen.
Nach dem Saunagang mit entsprechenden Abkühlungsritualen, springen wir gerne noch in den Pool, um ein paar Bahnen zu schwimmen. Das anschließende Ausruhen will ja verdient sein und diese bettenähnlichen Liegen – ehrlich gesagt sind das keine Liegen, das sind Schlaffallen. Hinlegen, tief durchatmen, zack -weg biste.
Ich war gerade ganz fein weggedöst, da bemerkte ich, wie ein Mann am Fußende meiner Liege stand. Er stand in seinem Bademantel vor mir, hatte das gelbe Handtuch über der Schulter liegen, das graue Handtuch hielt er in der Hand.
„Sie haben mein Handtuch.“
„Ich hab was?“
„Mein Handtuch. Das graue.“
„Ähm, neee. Ihr graues Handtuch halten sie gerade in der Hand. Nicht mitbekommen?“
„Das ist nicht meins.“
„Aha. Und warum nehmen sie nicht ihr Handtuch? Da wir der Besitzer des Handtuchs aber Augen machen, wenn sein Handtuch plötzlich weg ist.“
„Weil sie mein Handtuch genommen haben. Nämlich, als sie aus dem Becken gestiegen sind, haben sie sich das von der Bank genommen und haben sich damit abgetrocknet.“
„Ja natürlich. Weil ich es da auch hingelegt hatte, und das ist ja auch blöd, so nass und dann sofort den Bademantel anziehen. Sagen sie mal haben sie mich etwa beobachtet?“
„Nein, warum sollte ich sie denn beobachten?“
„Naja damit sie jetzt so vor mir stehen und behaupten können, ich hätte mich mit ihrem Handtuch abgetrocknet. Das kann man doch nur behaupten, wenn man denjenigen auch beobachtet hat. Sonst funktioniert der Trick ja nicht.“
„Ich hab sie nicht beobachtet. Ich hab das nur gesehen.“
„Ist doch irgendwie das Gleiche. Nur anders formuliert. Gesehen – beobachtet. Also für mich macht das keinen Unterschied.“
„Was?“
„Und außerdem. Warum haben sie denn nichts gesagt? Ey Meister … lass das Handtuch liegen. Das ist meins. Aber klar, erstmal kucken, wer sich damit abrubbelt.“
„Ich hab sie nicht beobachtet…“
„Also von mir aus können sie das Handtuch gerne haben.
Ich kann mir ja an der Rezeption ein neues holen. Wenn die mich fragen, kann ich denen ja sagen, dass da so ein Mann war, der mich beobachtet hat, wie ich mich angeblich mit SEINEM Handtuch abgetrocknet hab. Und nachdem ich mich ordentlich abgerubbelt hatte, wollte er es unbedingt haben. Können wir so machen, ich bin da sehr tolerant. Ich verrate sie auch nicht. Oder wollen sie sich vielleicht einfach ein neues holen?“
„Idiot.“
„Angenehmes Schwitzen noch…“
Plötzlich wurde mir unsanft in die Seite geboxt wird. „Du schnarchst“, sagt meine Frau.
Was ich jedenfalls sagen will, in diesem Resort, so heißt das nämlich, kann man neben schwitzen, schwimmen, faul rumliegen, viel essen, faul rumliegen und dann wieder von vorne, auch sogenannte Zusatzleistungen oder Specials, buchen. Wellnesspezialbehandlungen, um korrekt zu sein.
Wellness trifft Erinnerungen
So kannst du dir z.B. für ´nen nicht gerade schmalen Taler eine Badewanne mieten. Nur für dich. Ganz alleine. Da darf dann keiner mit rein. Du bekommst irgendein Zeugs in dein Badewasser gekippt und kommst wie neu geboren wieder raus. Oder anders. Mal mit schöner Haut, mal entschlackt, mal ohne Falten oder Furunkeln.
Fichtennadelbad beispielsweise. Ich dachte immer, Fichtelnadelbäder wären inzwischen ausgestorben oder verboten. Früher hatten wir so ein Zeugs auch zu Hause. Ich hab da mal was von ins Badewasser geschüttet, weil ich dachte, das schäumt. Tat es aber nicht. Als Kind kennt man den Unterschied zwischen den einzelnen Badezusätzen ja nicht so genau. Ich also immer ordentlich nachgekippt, kein Schaum. Hinterher hab ich nach Tannenbaum gestunken wie der gesamte Schwarzwald und das Sauerland zusammen. Als meine Mutter dahinter kam und feststellte, dass die Flasche fast leer war, gab es statt Schaum erstmal ne ordentliche Abreibung. Seitdem reicht mir schon der Geruch für leichte Flashbacks.
Oder Packungen. Hier kannst du Packungen bekommen. Da wirst du dann mit irgendeinem Zeugs eingeschmiert. Der Effekt soll der gleiche sein, wie wenn du ausse Badewanne kommst. Bei uns in Gelsenkirchen hatte der Spruch „du bekommst gleich ne Packung“ früher eine ganz andere Bedeutung. Als Extra gab es meist ein blaues Auge gratis dazu. Ist schon verrückt, wie groß die regionalen Unterschiede im Wellnessbereich so sind. Und dabei ist Datteln überhaupt nicht so weit weg von Gelsenkirchen.
Und wenn du deine Blagen dabei hast, dann kannst du die auch verschönern lassen. Ernsthaft. Offensichtlich scheint es ja Leute zu geben, die an der Optik ihrer Kinder irgendwas auszusetzen haben . Uns kann man ja gerne ein paar Falten wegbügeln aber bei Kindern? Ist schon ziemlich schräg, oder?
Vom Saunagang zur 70er-Hochzeitsparty
Die drei Tage waren sehr schön. Natürlich hab ich beim Frühstück ordentlich reingehauen. Und natürlich gab es nachmittags Kaffee und Kuchen und lecker gekocht haben wir auch. Und das Bier hat abends beim Kartenspielen auch ganz hervorragend geschmeckt. Hat also alles wunderbar gepasst.
Nach drei Tagen voller Schwitzen, Schwimmen, faul rumliegen, Essen – wieder Schwitzen … fühlten wir uns eigentlich ganz erholt. Kalorienmäßig vielleicht nicht. Aber egal.
Und weil Erholung bekanntlich am besten mit zusätzlichem Essen funktioniert, ging es Samstagabend direkt weiter: Ein Freund wurde 70 – und hatte nebenbei auch noch geheiratet. Besser spät als nie.
War ne schöne Party. Viel getanzt, und SELBSTVERSTÄNDLICH auch ordentlich gegessen und getrunken. Im Gegensatz zu irgendwelchen Stadtfesten, machen mir hier viele Menschen auf einem Haufen nichts aus. Schon komisch, wie man manchmal so tickt.
Alles in allem: Urlaub mit Kalorienbonus
Alles in allem war es eine schöne Urlaubswoche, auch trotz der Zwangsunterbrechung. Die Kalorienbilanz wird wohl nicht so optimal gewesen sein aber was soll’s. Heute geht es ja mit der Baustelle weiter, da wird sich das schon wieder regeln.