Drei Segelboote liegen im nebligen Hafen von Sneek, im Hintergrund ist ein Wohnmobil zu sehen.
Unterwegs,  Wohnmobil

Unser Wochenende in Sneek mit dem Wohnmobil

Lass uns nach Sneek fahren, hat sie gesagt. In Sneek haben wir am Wochenende die meiste Sonne, hat sie gesagt. Also sind wir nach Sneek – ich bin ja nur der Fahrer.  Ich sach da nix zu.

Freitag Morgen – was ist mit meinen Augen los?

Freitag Morgen. Acht Uhr. Werde wach, schaue auf die Uhr, denke: Mensch die Rollos sind wirklich klasse. Halten die ganze Sonne draußen. Hätte ich nicht auf die Uhr geschaut, würde ich meinen, es wäre noch mitten in der Nacht. 

Schiebe das Rollo hoch und sehe – nichts. Setze meine Brille auf und sehe – immer noch nichts. Wecke die Beste und frage sie, ob was mit meiner Brille nicht in Ordnung sei. Oder schlimmer noch, mit meinen Augen. Ich sehe alles nur wie durch einen nebligen Schleier. Sie schaut raus, sagt „kommt noch“ und dreht sich wieder um. Naja.

Drei Segelboote liegen im nebligen Hafen von Sneek, im Hintergrund ist ein Wohnmobil zu sehen.

Beim Kaffee frage ich sie dann, ob wir wirklich in dem richtigen Sneek seien. Also dem Sneek, das sie sich ausgesucht hatte. Statt Mosel. Schließlich soll hier ja die Sonne den ganzen Tag scheinen. Tut sie aber im Moment nicht. Ich solle mich mal zusammenreiße, meint sie. 


Auf dem Weg zum Waschhaus fragte ich noch kurz, ob ich mir besser ein rotes Licht umhängen soll. Sicher ist sicher. Nicht, dass ein WoMo von hinten … naja. Sie wirft mit Sachen nach mir. Ich glaube ich gehe jetzt besser. Auch ohne rote Laterne.

Ein Hausboot mit dem Namen „Sebas“ liegt vertäut im nebligen Hafen, dahinter sind Bäume schemenhaft zu erkennen. Marina de Domp in Sneek

Friesland im Nebel – Trotzdem schön

Nach dem Frühstück haben wir uns entschlossen, eine kleine Radtour nach Heeg zu unternehmen. Als wir losfuhren, fragte ich noch, wo denn der Schalter für die Nebelscheinwerfer an den Rädern seien. Wir haben tatsächlich keine Nebelscheinwerfer an den Rädern. Ob wir das besser mal nachrüsten sollen? Und ihre Versuche, mich vom Rad zu schubsen, habe ich auch nicht verstanden. Was das nun wieder soll?

Man könnte meinen, ich würde sowas gnadenlos ausschlachten. Dem ist nicht so. Ich gehe eben gerne auf Nummer sicher. Frage lieber vorsichtshalber einmal zu viel nach als zu wenig. Nur wundere ich mich über die Reaktionen. 

Jedenfalls ist Friesland im Nebel auch sehr schön. Wirklich. Die Landschaft wirkt ganz anders und bietet fotografisch ganz neue Perspektiven. Mir hat das gut gefallen. Ich habe viel fotografiert. Gegen 14:00 kam dann auch die Sonne raus. Geht doch. War auf jeden Fall ein sehr schöner und entspannter Tag. Sind vermutlich doch im richtigen Sneek.

Samstag Morgen – ein Hauch von Indiana Jones

Samstag Morgen. Acht Uhr. Werde wach und schaue aus dem Fenster und sehe – nichts. Jetzt weiß ich aber, dass mit meinen Augen und meiner Brille alles in Ordnung ist. Es ist wieder Nebel. Gott sei Dank.
Während wir gemütlich im WoMo sitzen und Kaffee trinken, klart es auf. Die Sonne setzt sich durch. Wie gut, dass man sich auf eine erfahrene Reiseplanerin verlassen kann. Wir beschließen, wieder eine Radtour zu machen.

In Bolsward, einem malerischem Städtchen, machen wir Kaffeepause. Sitzen gemütlichen in der Sonne, als es überall anfängt zu kribbeln. Im Nacken, auf dem Kopf, im Gesicht. Wundern uns über die vielen Spinnweben, die an uns und um uns herum und an den Rädern in der Sonne glitzern. Dann stellen wir fest, dass das, was kribbelt, Spinnen sind. Winzige Spinnen. Sie versuchen sich in den Haaren zu verstecken. Keine Chance. Da is Nix zum verstecken. Also bei mir jetzt. Nach und nach erwischen wir sie. Es müssen so 10 Stück gewesen sein. Danach wickeln wir unsere Räder aus. Wie über Jahrhunderte im tiefsten Dschungel zugewucherte Artefakte warten sie auf ihre Befreiung. Zentimeter für Zentimeter erlösen wir sie von den Fäden, tasten nach dem Lenker. Von irgendwo im Nebel höre ich das „Indiana-Jones-Theme“…

Sie geben einfach nicht auf


Weiterfahrt, neue Gespinste am Lenker. Bei der nächsten Rast geht die Jagd weiter. In Windeseile versuchen die Viecher uns einzuwickeln. Wir schauen uns um. Die ganzen Wiesen sind bedeckt von Spinnweben, die im Wind wabern und in der Sonne glitzern. Wir mögen die Natur. Ich hab echt nichts gegen Natur. Wirklich nicht. Allerdings wären da schon einige wenige Regeln zu beachten, damit das mit uns klappt. Beispielsweise, dass Spinnen sich nicht auf mir ansiedeln und versuchen mich einzuwickeln. Da bin ich ein wenig komisch. 

Nebelwand voraus

Nach der Pause geht es weiter. Wir haben noch 20 km vor uns. Am Horizont sehen wir eine riesige Nebelwand, die offensichtlich von der Nordsee landeinwärts zieht. Wir fahren mitten hinein. Die Sicht ist schlecht. Und die klamme Luft läßt uns nach einiger Zeit doch ein wenig frieren. Da hilft auch kräftiges Strampeln nix.
Der Nebel hält sich bis in die Nacht hinein. Die wenigen Wohnmobile sind in der Dunkelheit nur schemenhaft zu erkennen. Die kaum wahrnehmbare Innenbeleuchtung läßt sie sehr mystisch erscheinen.

Sonntag Morgen – Sonne, Gegenwind und lecker Belohnung

Sonntag Morgen. Keine Ahnung wie spät es ist. Ich schaue aus dem Fenster und sehe – Sonne. 
Wir frühstücken bei Sonnenschein und beschließen, mal eben zum Sneeker Meer zu radeln. Der Wind geht doch ganz ordentlich und und ein Teil der Rückfahrt führt 10 km schnurgerade über Land. Also so richtig plattes Land. Richtig plattes Land und nur Gegenwind. In Friesland hast du immer Gegenwind. Egal in welche Richtung du radelst. 

Am WoMo angekommen sind wir uns einig. Ab ins Städtchen und die Belohnung für die Strampelei abholen.

Zwei Gläser Milchkaffee, ein Stück Käsekuchen und ein Stück herzhafte Quiche mit Sahne auf einem Holztisch in einem gemütlichen Café in Sneek.

Montag Morgen – es war mal wieder eine perfekte kleine Auszeit

Montag Morgen. Irgendwann. Ich schaue aus dem Fenster und sehe – egal. Wir fahren nach dem Frühstück nach Hause. Da ist es mir egal, was wir für ein Wetter haben. 
Stelle fest: die Reiseplanung war perfekt. Man(n) muss es nur dem Profi überlassen. Den halben Nebeltag verbuche ich unter Nebel-Foto-Experience ohne Aufpreis. So kann’s gerne immer sein. Ich fahre nur, der Rest ist höhere Gewalt.

Wo haben wir übernachtet?

Wir standen auf dem Campingplatz Marina De Domp in Sneek. Direkt am Wasser, schön ruhig – ideal als Ausgangspunkt für Radtouren oder einfach nur zum Kaffee-Trinken im Wohnmobil.

Kann man in Sneek und in Friesland gut Rad fahren?

Ja, hervorragend! Die Wege sind gut ausgebaut, flach und führen durch schöne Landschaften und kleine Orte wie Heeg oder Bolsward. Gegenwind gibt’s allerdings gratis dazu – aus allen Richtungen.

Gab es WLAN oder guten Handyempfang auf dem Campingplatz?

Als wir dort waren, perfekt. Allerdings war der Platz nicht komplett belegt. Wir konnten hervorragend Netflix streamen.

Wie waren die Sanitäranlagen?

Tipptopp. Alles sauber und geräumig.

Und was hat der Spaß gekostet?

Wir haben für vier Übernachtungen 120 € bezahlt. Alles inklusive. Allerdings sind die Preise im Sommer etwas anders. Werden sich wohl auch im nächsten Jahr ändern.




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Martin

Ruheständler mit Reiselust und Hang zu kreativen Eskapaden. Mit Beginn des Ruhestands habe ich nun Zeit und Lust mein Leben in Worte zu fassen. Früher war mehr Dia-Abend, heute mehr Blog.

2 Comments

  • Tommi

    Das mit den Spinnen hatten wir Anfang Oktober auch extrem, sogar auf dem Boot. Sobald das Boot mit dem Land per Leine verbunden war, kamen diese an Bord. Allerdings nicht die Kleinen, sondern eher die erwachsenen Exemplare. Solange die außen am Boot blieben, fanden wir das ok. Als aber ein Exemplar beim Manövieren des Bootes über meinen Kopf lief, wurde ich ungehalten. 🙂

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