Plötzlich kam er, der Kreativanfall und ich hab mein Zeichenzeugs rausgekramt – das lag schon seit Ewigkeiten auf dem Dachboden, zusammen mit den anderen Sachen: Leinwände, Farben, Drucksachen und so weiter.
Leider werden wir unser kleines Atelier, das wir uns im Anbau am Haus eingerichtet hatten, in diesem Sommer abreißen müssen. Jetzt haben wir keinen Platz mehr, wo wir uns austoben können und im Moment muss eine kleine Ecke im Esszimmer herhalten. Mal schauen, was sich in Zukunft noch so ergeben wird.
In den letzten Jahren waren wir viel im Bereich Urban Sketching unterwegs. Haben uns irgendwo hingesetzt, die Zeichensachen rausgeholt und angefangen zu zeichnen. Ist besser als mal eben schnell was zu fotografieren und dann weiter und wenn wir unsere Reisetagebücher später durchblättern können wir uns immer ganz genau daran erinnern, wie das so war als wir dort gesessen haben. Angenehmer Nebeneffekt – man kommt auch gut mit Menschen ins Gespräch, die einem neugierig über die Schulter schauen. Gefühlt hatten wir überall unsere Skizzenbücher, Stifte und Farben dabei.

Frust durch Perfektionismus
Dann kam irgendwann ein Einbruch und ich hatte einfach keine Lust mehr. Leider ist es bei mir so, dass ich ziemlich genaue Vorstellungen von dem habe, was ich machen will. So auch beim Zeichnen. Oder beim Malen. Und Drucken. Fotografieren natürlich auch. Egal. Wird das nicht so wie ich mir das vorstelle, könnte ich durchdrehen. Echt jetzt. Ich werde da richtig stinkig und fange an die Lust zu verlieren.
Dabei ist das doch völliger Quatsch. Es zählt ja nicht unbedingt das Ergebnis sondern der Weg dahin. Und soll ja auch Spaß machen. Und entspannen … blablabla…ich tu mich da oftmals wirklich schwer, die Ansprüche an mich selbst ein wenig runterzuschrauben. Weiß ich alles, hilft aber nix.

Vorbilder und Maßstäbe
Beispiel Urban Sketching. Meine Vorbilder sind hier zum Beispiel Gris, Felix Scheinberger, Ian Fenelly um nur ein paar zu nennen. Oder Gerhard Richter was die abstrakte Malerei angeht. Alle haben dass natürlich studiert und machen das nun auch schon ein paar Tage länger als ich. Einer davon ist sogar Professor. Die nehme ich natürlich als Maßstab. Bekloppt, oder? Aber so ist das bei mir mit allem. Egal .. vielleicht bekomme ich irgendwann mal Bodenhaftung und werde entspannter.
Jedenfalls habe ich jetzt mal wieder angefangen. Die lange Pause hat natürlich nicht gut getan. Bin ziemlich aus der Übung. Wird wohl noch ein wenig dauern, bis ich mich wieder „eingemalt“ habe. Jedenfalls möchte ich dran bleiben, denn diese Kritzelei ist echt ne feine Sache.

Der Aquarellkasten ist übrigens noch von meinem Vater. Den hab ich gefunden, als ich die Wohnung meiner Eltern ausgeräumten musste. Dürfte mindestens 50-60 Jahre alt sein. Und die Farben darin funktionierten noch immer. Schmincke halt. Gutes Zeugs. (Muss ich das jetzt als unbezahlte Werbung kennzeichnen? Ach egal…)
One Comment
Queen All
Fällt mir auch schwer, nicht mit viel zu hohen Erwartungen an mich selbst an etwas heranzugehen. Dabei vergesse ich dann gerne auch, dass andere auch erst mal haben viel üben müssen, um so ein Level vorzulegen. Und neben all den anderen Interessen bleibt fürs Zeichnen einfach nicht genug Zeit, um wirklich mal selbst auf ein annehmbares Level zu kommen. Andererseits ist man selbst auch sein schlimmster Kritiker und andere finden sogar die vermeidliche Unfälle gut. Ganz nebenbei entwickelt man ja seine eigene „Handschrift“ wenn man nicht versucht, andere zu kopieren. Ist mir alles bewusst – hilft aber nicht 🙄